Kindsbild

In östlicher Richtung erreichen wir auf der Weidig-Schneise, nachdem wir den Scharr-Weg überguert haben, nach kurzer Zeit die Kindsbild-Schneise, der wir nun in nördlicher Richtung folgen. Am Ende des Weges, der hier auf den breiten Stellweg trifft, befindet sich der Kindsbild-Pflanzgarten und das Kindsbild-Häuschen, ursprünglich eine Waldarbeiterhütte, die vor einigen Jahren abbrannte und wieder neu aufgebaut wurde. Sie wird weiterhin von Forstbediensteten genutzt wird. Ein Holzrelief, ein Kinderkopf darstellend, wurde von unserem ehemaligen Vorstandmitglied Walter Beck geschnitzt und ziert seitdem die Hütte. Ein „Kindsbild“ also, wie die Bezeichnung dieser Stelle seit eh und je lautet.

Eine historische Deutung des Namens liefert uns möglicherweise die Generalkarte der Gemarkung Lampertheim von Jungk aus dem Jahre 1754. Auf ihr finden alle Wege durch den Lampertheimer Gemeindewald außerhalb des Waldes ihre Fortsetzung, meistens als Verbindung zwischen den genannten Ortschaften. Der heutige Breite Stellweg verlief damals diagonal durch den gesamten Wald und endetet jeweils am Waldrand, sowohl im Osten als auch im Westen. Verlängern wir den auffalend gerade verlaufenden Waldweg, so treffen wir im Osten auf den früheren Standort des Klosters Hagen, ein Kloster, das dem Bischof von Worms unterstand und erreichen im Westen den Bereich, in dem sich der Überlieferung nach das Dorf Bischofsheim befand. Dabei erinnern wir uns des von Pfarrer Frohnhäuser mehrfach erwähnten „Bischemer Weges“ der von Bischofsheim nach Lorsch geführt haben soll. Ein solcher Weg, der zudem im Kloster Hagen endete, könnte sehr wohl ein Wallfahrts- oder Prozessionsweg gewesen sein, an dem ein Bildstock mit einem Kind gestanden hat. Interessant in diesem Zusammenhang wäre ein Weg, der etwas südlich dieses Weges verläuft, die Bildstock-Schneise, die bei ähnlicher Fortsetzung im Westen als Endpunkt Lampertheim hat und im Osten ebenfalls das Gebiet des früheren Frauenklosters Hagen. So gesehen könnte es sich sehr wohl hier um den „Lampertheimer Weg“ gehandelt haben, der zu dem Kloster an der Weschnitz führte.

Der Name des heute noch teilweise erhaltenen Weges erinnert sogar zumindest an einen vorhandenen gewesenen Bildstock, der an diesem Weg gestandenn hatte. Aus einer Karte ist unschwer zu erkennen, daß die Bildstock-Schneise die Fortsetzung des Weges nach Neuschloß, heute der Landstraße (L3110) ist. Die heute noch vorhandenen Bildstockschneise beginnt an der Grenze des Lampertheimer Stadtwaldes in der Nähe des Parkplatzes hinter Neuschloß, in der Abteilung 63A, verläuft von da an in nordöstlicher Richtung über das Gebiet des Senders und endet wieder an dem Grenzweg von dem sie ausging in der Abteilung 14 ganz in der Nähe des Kranzlacher Weges.